Die MFB stellt in ihrem Newsletter jeweils eine Berner Band vor und stellt ihr 5 Fragen in der Rubrik Wie brummt Bärn?
Diesen Monat ist es Beat-Man, der sowohl mit seiner Musik als auch mit dem eigenen Plattenlabel Voodoo Rhythm Records zu den Berner Musik-Pros gezählt werden darf. Wir sind gespannt darauf, welchen Eindruck er von der aktuellen Berner Musikszene hat:
1. Wer bist du und was machst du für Musik?
Ich bin Beat-Man, ein Mensch, der nie erwachsen wurde bis jetzt, und kreiere Musik, die zum Teil in mir wächst oder von aussen herein in mich getragen wird. Ich bin ein kompletter Musik-Fan entarteter Kunst oder Performances; all dies dreh ich durch den Fleischwolf und was herauskommt, nenn ich Blues Trash.
2. Was ist dein aktuelles Projekt?
Das ist Reverend Beat-Man in verschiedenen Formen – alleine und mit Musikern zusammen (The Underground, Milan Slick oder The Drunks).Und meine langjährige Punk Chainsaw Massacre Trash Band The Monsters, die wir seit 1986 als Plattform für unsere musikalischen Ideen benützen. Ich hab noch ein Plattenlabel und Musik Promotion Firma Voodoo Rhythm Records, wo ich weltweit abstrakte entartete Musik verbreite, und einen Platten-Laden in der Nähe des Berner Münsters, The Hardwarestore, wo wir Musik verkaufen, die nicht auf Spotify zu hören ist, viel Lokales und Musik, die ich von meinen Touren nach Hause bringe.
3. Wie klingt für dich Bern?
Manchmal viel zu verschlagen und angepasst, Bern klingt für mich wie ein Klagelied, das gerne eine polarisierende Grossstadt sein will, aber durch zu viel Engstirnigkeit gezügelt und zurückgehalten wird. Es klingt für mich wie Aufbruch, der im Keim erstickt wird. Ich und wir sind das andere Bern, wir hören dich, du geliebte Stadt und probieren, dich aus diesen Ketten zu befreien und dir freien Lauf zu lassen; all die Dichter, Maler, Künstler, die hier seit 100ten von Jahren Grossartiges kreierten, hier bleiben zu lassen.
4. Wo siehst du Probleme in der Berner Musikszene?
Wir hatten immer und werden immer eine grossartige Untergrund-Szene haben, aber die war und ist klein. Der Kern bleibt, das Fleisch wechselt. Viele der neuen Sachen sind zu angepasst: Viele haben Angst vor social bullying, sie haben Angst, zu machen und kreieren, für was Kunst eigentlich da ist – uns etwas zu zeigen, was wir nicht kennen oder unsere Grenzen und Horizonte zu erweitern. Zurzeit wird aber überall alles geschnitten und zensuriert. Ich sehe das als grösstes Problem in der zeitgenössischen Musik-Welt weit überhaupt. Wenn ich Kunst sehe oder ein Konzert, will ich nicht etwas sehen, das gefällig ist oder alle um mich herum tolerieren oder gutheissen. Ich will etwas, das mich einerseits abstösst, aber doch interessiert und mich zu einer Diskussion animiert, die mich und die Welt um mich hinterfragt und auch einen Spiegel vorhält. Das vermisse ich zurzeit in der Berner Musik; ich penn manchmal fast ein von so viel Angepasstheit und politischer Korrektness… Kunst ist das komplette Gegenteil und ich sehe mich als Künstler.
5. Was braucht es für die Berner Musikszene, was wünschst du dir von der MFB?
Ihr unterstützt junge Musik, viele Bands hab ich noch nie gehört, ich find das super, würde mir aber wünschen, dass dies aktiver sein würde: zum Beispiel Konzert-Serien, dass man Musik wieder auf die Bühne bringt und die Musiker animiert, miteinander an einer florierenden Musik-Szene zu arbeiten – grenzüberschreitend, Klassik mit Punk etc.
Vielen Dank für deine spannenden Antworten, Beat-Man! Wir freuen uns über diese abwechslungsreichen Eindrücke!