Die MFB stellt in ihrem Newsletter jeweils eine Berner Band vor und stellt ihr 5 Fragen in der Rubrik Wie brummt Bärn?
Dieses Mal ist es Paquita Maria, die zwischen Biel und der Bretagne unterwegs ist… und ihre Musik ja eigentlich auch. Sie verrät uns heute, wieso Bern etwas mehr Asterix und Obelix vertragen könnte.
1. Wer bist du und wie klingt deine Musik?
„Wer bist du?“ ist eine Frage, die ich mir schon oft gestellt habe. Die Antwort fliesst, bewegt, verwandelt sich, fragt, bohrt, wächst und entwickelt sich kontinuierlich. Gerade bin ich jemand, der noch den Geschmack des soeben verzehrten Ragusas auf der Zunge spürt und mit dem Gedanken liebäugelt, später dem Fluss entlangzuspazieren. So klingt vielleicht auch meine Musik? Nach Fluss, nach Zunge, nach Ragusa.
2. Was ist dein aktuelles Projekt?
Aktuell bin ich in der Bretagne und arbeite an meinem nächsten Album. Mein Partner hat hier eine Ruine gekauft, die bauen wir wieder auf. Gerade stellen wir unseren eigenen Fugenfüller her aus Erde, Stroh und Wasser. Ausserdem verarbeiten wir Tomaten, Zucchetti, Chili auf Hochtouren. Honig gibt es auch. Und nachts machen wir grosse Feuer. Das alles fliesst in den Klang – ich fühle mich lebendig und dankbar! Die Musik, die dieser Tage entsteht, überrascht mich selbst… Das Album erscheint 2024. Kommende Woche reise ich zurück in die Schweiz, dort spiele ich ein paar Konzerte und treffe mich mit Inga Häusermann, einer grossartigen bildenden Künstlerin. Zusammen haben wir eine Band erfunden: MAZIN. Wir bereiten den Release unserer Platte vor, die im November erscheint und die wir gemeinsam mit Beni06 und Andi Marti u.a. im Café Kairo in Bern präsentieren werden. Auch mit dem Bieler Musiker Super Schurke mache ich seit circa 3 Jahren Musik, und auch hier haben wir unterdessen eine LP aufgenommen, die Anfang 2024 veröffentlicht wird. Das alles gibt allerhand zu tun – aber es ist viel Freude dabei weil ich das Glück habe, mit wunderbaren Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, die obendrein meine besten Freunde sind! Ohne die ginge gar nix.
3. Wie klingt für dich Bern?
Türkis.
4. Wo siehst du Probleme in der Berner Musikszene?
Es dünkt mich etwas anmassend, als Auswärtige – ich lebe zwischen Biel und der Bretagne – über die Probleme der Berner Musikszene zu sprechen. Dafür kenne ich sie schlichtweg zu wenig.
Ich kann lediglich berichten, warum ich so gerne in Biel bin: Die Leute sind unkompliziert, grossherzig, können gut über sich selbst lachen. Jede spielt mit jedem, jeder spielt mit jeder – wie es grad kommt, passt und vom Augenblick zusammengewürfelt wird. Eine grosse Offenheit des Geistes pulsiert hier durch die Gassen… Man begegnet sich auf Augenhöhe. Das ist anregend, saftig, inspirierend! Natürlich existiert auch in Biel das Gegenteil, aber ich staune doch immer wieder, wie berührend dieser Ort für mich ist. Von dieser frischen Begegnungsweise mit Musik, Leben, Mensch, wünsche ich jeder Stadt eine unerschrockene Tranche voll!
5. Was braucht es für die Berner Musikszene, was wünschst du dir von der MFB?
Kinder und Alte! Das ist wiederum in der Bretagne das Schöne: alle tanzen! Mit eigenen Augen habe ich Grossväter auf Tische springen sehen und aus voller Kehle, voller Brust, vollem Herzen singen hören. Allmählich meine ich zu begreifen, woher der Uderzo die ganze Inspiration für Asterix und Obelix hat… und dann wird ausgetauscht; die Alten erzählen von Erfahrungen, ggf. sogar Weisheiten, die sie querbeet durchs Leben hindurch gesammelt haben, die Kinder mit ihrer Präsenz wirken sich ihrerseits hinreissend ansteckend aus. Das fehlt mir in Bern, auch in Biel. Wo sind die alten Menschen bei uns, und wann haben sie zum letzten Mal getanzt? Und wo sind die Kinder an solchen Abenden? Ich bin überzeugt, dass es eine Bereicherung ist, Schubladen zu demontieren, Komfortzonen aufzubrechen und Menschen zusammenzubringen.
Vielen Dank für die inspirierenden Antworten, Paquita Maria!